Freitag, 24. Juli 2009
Wendelin hilf: Kommt jetzt der „Hilfe für Madeleine“-Fonds?
Es darf bezweifelt sein, dass ein solches Alphatier wie Wiedeking sich fortan rein der Philanthropie widmet. Und ich glaube auch nicht, dass W.W. demnächst, wie einst Wolfgang Bernhard, bei Cerberus & Co. auftaucht. Dazu ist der Mann zu sehr Unternehmer. Und die Wunden, die der listenreiche „Doppelpack“ Wiedeking-Härter einst in die Bilanzen der Hedgefonds-Gilde geschlagen hat, sind noch nicht verheilt. Bleibt die Frage, in welche seiner Stiftungsaktiviäten er nun – übrigens durchaus nützlich für den zu versteuernden Einkommensteil – die 25 Millionen steckt. Ich hätte da einen Vorschlag: In einem ergreifenden Schritt an die Öffentlichkeit hat uns Madeleine Schickedanz vor wenigen Tagen ihren sozialen Abstieg offenbart. Mit knapp 600 Euro im Monat und einem Leben zwischen Discountern und Gemüsegarten schien sie für kurze Zeit die realen Existenzängste der 80.000 Arcandor-Beschäftigten vergessen zu machen. Tun Sie jetzt Gutes, Herr Wiedeking, und retten Sie die Frau mit dem traditionsreichen Namen vor der Altersarmut. Geben Sie Deutschland die „Hilfe für Madeleine“-Stiftung und zeigen Sie uns, dass es sie auch in den einsamen Höhen unserer Eliten noch gibt – die warme Hand der Barmherzigkeit!
Freitag, 17. Juli 2009
Naumon ist da
Neulich mit den Rädern in Duisburg-Ruhrort unterwegs, fiel unser Blick auf einen alten Kahn, der dort einerseits so gar nicht zwischen die Hochleistungspötte des Hafenterminals passte, sich aber als erfreuliche Abwechslung in unserem lokalen kulturellen Erwartungshorizont entpuppte. Vor uns lag die „Naumon“, die der von uns hoch verehrten katalanischen Theatergruppe „La Fura dels Baus“ seit 2004 als Plattform für künstlerische Großprojekte dient. Am 21. Mai 2010 wird die Gruppe im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Kulturhauptstadt auf dem Schiff ihre Wagner-Interpretation „Das globale Rheingold“ aufführen. Video Pressekonferenz
Theater à la La Fura ist ja nun nie das beschauliche Guckkasten-Theater. Die Katalanen werden auch in Duisburg wieder das Publikum scheuchen, es provozieren und staunen machen. Und auf jeden Fall ein paar starke Bilder in den verstörten Köpfen der Zuschauer hinterlassen. Genau die Art von „Elektroschocks“, die dieser verschlafene Kulturhauptstadtswinkel bisweilen braucht. Passt irgendwie ins Bild, dass die „Naumon“ vor vierzig Jahren als Eisbrecher im Einsatz war, oder?
Nachdem die Wirtschaftskrise auch so manch hochfliegende kommunale Kulturhauptstadtplanung auf den harten Boden der Realität geholt hat, ist es um so erfreulicher, dass der lokale Sponsor Haniel in diesem Projekt für Planungssicherheit sorgt.