Sonntag, 7. März 2010

Aus der Reihe (Moral x 2)² - He is soo sorry!


Es ist keine Pressekonferenz. Zugelassen sind nur handverlesene Gäste. Die Wände sind mit blauem Samt verhängt. Die Stimmung wirkt gedrückt. Was nach einer Trauerfeier im engsten Familienkreis aussieht, richtet sich an ein Millionenpublikum und wird in den folgenden 13 Minuten sogar die Börsenumsätze einbrechen lassen. Tiger Woods, erster Sport-Milliardär der Geschichte betritt die Bühne, um öffentlich Buße zu tun. Zum ersten Mal seit Bekanntwerden seiner Sex-Affären spricht er über seine Verfehlungen. Ohne Zweifel ein wichtiges Ereignis, nachdem dem Top-Golfer reihenweise die Sponsoren und das öffentliche Vertrauen abhanden kamen. Was wird er sagen? Vielleicht: „ Ich hab sicher großen Mist gebaut. Aber was erwartet ihr von einem, dessen Leben bis ins reife Mannesalter nur darin bestand, einen knapp 4 cm großen, weißen Ball möglichst präzise durch Raum und Zeit zu befördern. Mit einem Vater und Drillmaster der mich zwar auf schwierige Hanglagen aber nicht auf die Roughs zwischen Mann und Frau vorbereitete.“ Was er dann tatsächlich sagte, war an Kleinmut und Bigotterie kaum zu überbieten. jawohl, er sei untreu gewesen. Alle habe er belogen und betrogen. Die die an ihn glaubten, seine Frau, seine Freunde, Amerikas Jugend, deren Vorbild er war. „Ich habe Schande über mich gebracht“ und: „I am so sorry.“ Sprachs, küsste Mama, drückte ein paar Freunde in der ersten Reihe und verschwand hinter dem blauen Samt. Schade. Der Mann hätte es sich ohne Zweifel leisten können, den Erwartungen einer verlogenen Moral entgegenzutreten. In einem Anflug von Selbstbewusstsein hatte Tiger im Jahre 1997 bereits einmal Kante gezeigt, als er aufdringlichen Journalisten ausrichten ließ, sie könnten ihm am Arsch lecken. Stattdessen durften wir eine vom Blatt abgelesene und bis in die letzten mimischen Details durchinszenierte öffentliche Selbstgeißelung erleben. Das war kein Tiger, sondern eine nasse Hauskatze. Erstaunlich mit was Kommunikationsberater in den USA ihr Geld verdienen. Donald Trump, ebenfalls Milliardär und Affären geprüft, wäre da gewiss ein besserer Berater gewesen: „Ich würde Tiger vorschlagen, er sollte die schlechte Erfahrung akzeptieren, Bye-Bye sagen, gehen, ein wundervoller Playboy sein, der Turniere gewinnt und sein Leben genießt.“ So ähnlich sehe ich das auch und hoffe eigentlich nur auf ein baldiges Comeback. Vielleicht kann man ihm ja auf der European Tour Asyl anbieten.

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