Sonntag, 25. Juli 2010

Death Parade Duisburg


Was für ein Tag! Bis heute morgen war unklar, ob wir unserer 14-jährigen Tochter gestatten können zur Love Parade zu gehen. Von den üblichen Eltern-Bedenken angesichts einer weitgehend sinnfreien Inszenierung von Körperlichkeit im Rhythmus dumpfer Techno-Beats abgesehen, gab es ein paar ganz praktische Überlegungen, der Veranstaltung mit Misstrauen zu begegnen: Das Gelände am Güterbahnof bietet rein rechnerisch Platz für etwa 450.000 Menschen. Da es sich nicht wirklich um eine Parade handelt, sondern eher um eine Festival auf dem die Floats kreisen, war auch klar, dass die knappe Million Menschen, die es nicht aufs Gelände schafft, nix davon zu sehen kriegt. Aber was machen die dann? Den Charme der Duisburger Bahnhofsumgebung erkunden? Eher wahrscheinlich musste es sein, dass sich jugendliche Entschlossenheit aufmacht, um die Lücken im Sicherheitskordon zu entdecken, um doch noch aufs Gelände zu gelangen. So ist es heute passiert. Und bei diesen Versuchen hatte es Tote und Verletzte gegeben. Dazu hätte es nicht kommen dürfen. Eine Veranstaltung dieser Art kann unter solchen räumlichen Einschränkungen nicht funktionieren. Entweder paradiert man wie zuvor durch eine Stadt oder man sorgt für einen genügend große Fläche. Diese Fehlplanung dürfte nun das traurige Ende der Love Parade markieren. Einen Imagegewinn für die Ruhrgebietsstädte versprachen sich die Kulturhauptstädtler seinerzeit von der Übernahme der Loveparade. Duisburg erlebt gerade, wie sich das Versprechen gegen die Stadt kehrt. Vielleicht hatten die Bochumer „Weicheier“ mit ihrer Absage im vergangenen Jahr den richtigen Riecher. Unsere Tochter hat übrigens ähnlich guten Instinkt bewiesen: Sie hatte sich mit ihren Freunden auf eine entfernte Wiese gelegt und sich mit Beats aus sicherer Distanz vergnügt.

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